FAQ: Wie steht's mit der Kostenerstattung von Heilpraktikerbehandlungen??
Eine Frage, die meine Klientinnen und Klienten umtreibt ist, wie sich naturheilkundliche Therapien bei HeilpraktikerInnen bezahlbar machen lassen.
Oder anders:
- Übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für HeilpraktikerInnenbehandlungen?
- Welche Möglichkeiten der Finanzierung gibt es?
Zu diesem Zweck habe ich mich hinter mein Notebook geklemmt und die Internetseiten der zehn mitgliederstärksten Krankenkassen Deutschlands durchforstet. Inwieweit werden ihre Mitglieder darin unterstützt „alternative Heilmethoden“ in Anspruch nehmen zu können?
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.
Die schlechte zuerst:
Die Antworten von einigen Krankenkassen lauten im Hinblick auf die Kostenübernahme von Akupunkturbehandlungen reichlich westlich symptomorientiert: Es werden die Kosten übernommen für 10 Behandlungen bei chronischen Lendenwirbelsäulenschmerzen und durch Gonarthrose verursachte chronische Kniegelenksschmerzen, wenn die Beschwerden seit mindestens sechs Monaten bestehen – und zwar dann, wenn die Behandlung von einem Vertragsarzt durchgeführt wird. Die Behandlungen müssen innerhalb von sechs Wochen abgeschlossen sein. Dazu sei gesagt, dass es sich bei dieser Behandlungsdauer nur um eine reine Akutbehandlung handeln kann. Soll die Symptomatik so gut als möglich an ihrer Wurzel gepackt und ursächlich behandelt werden, ist es unrealistisch innerhalb von sechs Wochen eine grundlegende Verbesserung herbeizuführen, wenn das Problem schon Monate, oft sogar Jahre lang besteht.
Und nun kommt die gute Nachricht:
Bei einigen Krankenkassen findet man Kombitarife zur Pflichtversicherung (Zusatzversicherungen), mit diesen die Kosten für HeilpraktikerInnenbehandlungen teilweise oder sogar zu 100% übernommen werden. Und falls dies nicht der Fall sein sollte gibt es dennoch mittlerweile eine Vielzahl an HeilpraktikerInnenversicherungen, die neben der gesetzlichen Versicherung privat abgeschlossen werden können. Diese belaufen sich zwischen 8 EUR bis 25 EUR monatlich, je nach Alter und Krankheitsbild der/des Versicherten, und es werden in der Regel zwischen 80 - 100 % der Kosten für Naturheilverfahren übernommen, maximal bis zu 1500 EUR jährlich. Die Recherche nach der passenden Versicherung ist mithilfe von Vergleichsportalen im Internet einfach und schnell machbar.
Im Falle einer privaten Krankenversicherung sollte vor Beginn der Behandlungssequenz nachgefragt werden, welche Kosten genau übernommen werden. Allgemein ist die Höhe der Kostenübernahme abhängig vom gewählten Tarif. Im einfachen Fall übernimmt die Versicherung den regulären Satz der Gebührenordnung für Heilpraktiker (GebüH). Im idealen Fall hingegen können bis zum 2,5-fachen des Satzes übernommen werden. Ein einfacher Basisschutz übernimmt meist nicht die vollen Kosten, wohingegen ein Premium-Tarif teilweise für alle Kosten aufkommen kann.
Hier lohnt es sich, die Tarife genau zu vergleichen.
Letztendlich ist es eine Frage, die sich eine Jede/ ein Jeder im Leben zu beantworten hat:
„An welchen Stellen ist es mir persönlich wichtig meine Zeit und mein Geld zu investieren, und was bedeutet für mich ‚Selbstfürsorge‘?“
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Erste Hilfe bei Erkältung
Es ist Herbst, und es wird kalt! Höchste Zeit, sich mit Maßnahmen gegen Erkältung auseinanderzusetzen!
Im Folgenden präsentiere ich auf dem goldenen Tablett einige „Sofortmaßnahmen“, damit der Erkältung von Anfang an der Stecker gezogen werden kann:
Sofortmaßnahmen bei Erkältung - Möglichkeit 1:
Es liegen folgende Symptome vor:
- Abneigung gegen Kälte/ Frösteln
- Fieber (muss nicht messbar sein, es reicht auch ein subjektives Hitzegefühl!)
- Husten
- Halskratzen
- eine verstopfte oder laufende Nase mit klarem, wässrigem Sekret
- Niesen
- Kopfschmerz, vor allem am Hinterkopf; Nackenschmerzen
- Körper-, Gliederschmerzen
Und jetzt? Folgende Nahrungsmittel sind ab sofort zu vermeiden:
- saure Nahrungsmittel: Zitronensaft, Obst, Fruchtsäfte
- süße Nahrungsmittel: alle Süßmittel, Trockenfrüchte
- Milchprodukte
- kalte Nahrungsmittel
- rohes Obst und Gemüse
- Pfefferminze, Lindenblüte, Holunderblüte
- schwere, unbekömmliche Speisen
Stattdessen helfen folgende Speisen, die Erkältung im Keim zu ersticken:
- gekochter Reisbrei mit frischem Ingwer, am Ende rohe Frühlingszwiebeln unterheben
- Karottensuppe mit reichlich Koriander
- Gemüsesuppe mit Lauch, Fenchel und Ingwer
- Haferflockensuppe mit rotem Pfeffer und Frühlingszwiebeln
- 15g Ingwer und 2 Knoblauchzehen in 500ml Wasser 30 min köcheln, und mit etwas Vollrohrzucker gesüßt genießen
- abendliche Schwitzkur mit heißem Ingwertee und Rum
- tagsüber eine Kanne heißes Zimtwasser zubereiten und schluckweise trinken, sodass ein leicht feuchter Schweißfilm auf der Stirn entsteht, danach pausieren
WICHTIG: Wenn die Speisen eine Abneigung hervorrufen, sollte sich nicht dazu gezwungen werden, sondern immer auch nach Appetit und eigenem Körpergefühl handeln! Im Zweifel gerne nachfragen!
Möglichkeit 2:
Es liegen folgende Symptome vor:
- Abneigung gegen Kälte
- Fieber (hier muss das Fieber ebenfalls nicht messbar sein, es reicht ein subjektives Hitzegefühl)
- Husten
- Halsschmerzen, ggf. geschwollene Rachenmandeln (Tonsillen)
- verstopfte oder laufende Nase mit gelbem Sekret
- Niesen
- Kopfschmerzen (vor allem am Hinterkopf); Nackenschmerzen
- leichtes Schwitzen
- leichter Durst
ACHTUNG: Ansteigendes oder hohes Fieber gehört nicht mehr in die Symptomenkategorie einer beginnenden Erkältung/Erkrankung und sollte einer Fachfrau/ einem Fachmann vorgestellt werden.
Folgende Nahrungsmittel sollten ab sofort vermieden werden:
- bittere Nahrungsmittel: Kaffee, Schwarztee, Kakao, Rotwein, Rucola, etc.
- saure Nahrungsmittel und Getränke
- heiße Nahrungsmittel und Getränke (auch Pfeffer, Zimt, Kurkuma, Ingwer, Lamm)
- unbekömmliche und fette Speisen: Geräuchertes, Gegrilltes, Frittiertes
- Milchprodukte
- Zucker
- Krustentiere
- Huhn
Hier sind folgende Nahrungsmittel zu empfehlen:
- Reis, Hirse, Frischkornbrei
- schwarze Sojabohnen
- Rettich, Radieschen, Kresse, Kohlrabi, Tomate, Karotten, Sellerie, Champignons, reife Birnen
- Pfefferminztee, Lindenblütentee, Holunderblütentee, Grüner Tee
Auch hier gilt: Bei Abneigungen und Unverträglichkeiten bitte erst nach Rücksprache mit einer Fachfrau/einem Fachmann zur Tat schreiten.
Gegen die Halsschmerzen kann helfen:
- 3 El Leinsamenöl/Hanföl tgl., wirkt allgemein entzündungshemmend
- Quarkwickel
- Salbeitee, bzw. Salbeibonbons
Und natürlich immer: Akupunktur… Ich selbst habe immer Dauernadeln zuhause (das sind kleine Pflästerchen, an deren Rückseite sich ein 0,2 mm langes Nädelchen befindet und die man auf die entsprechenden Akupunkturpunkte klebt) mit denen ich vor allem meine Kinder im Zuge der ersten Symptome behandle.
Zusätzlich können einige Chinesische Arzneimittelrezepturen sehr wirksam angewendet werden. Es empfiehlt sich, die ein oder andere Rezeptur in der Hausapotheke vorrätig zu haben. Speziell in Haushalten mit Kindern kann dies, von Anfang an eingenommen, sehr gut helfen.
Diese Rezepturen können nach vorheriger Absprache mit einer/einem geschulte/geschulten Therapeutin/Therapeuten für Chinesische Medizin besorgt und eingenommen werden.
Dies ist natürlich nur die absolute Spitze des Eisberges an Möglichkeiten.
Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, dem sei hiermit sehr gut geholfen:
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Was GENAU bewirkt eigentlich „geburtsvorbereitende Akupunktur“?
Von meinen schwangeren Klientinnen wird mir häufig die Frage nach der Wirkungsweise der sogenannten „geburtsvorbereitenden Akupunktur“ gestellt.
Nun ja, beginnen wir doch einfach einmal mit den harten schulmedizinischen Fakten:
Diese Art der Akupunkturtherapie wird auch „Mannheimer Schema nach Römer“ genannt. Und zwar wurde im Jahr 1996/1997 an der Universitätsfrauenklinik Mannheim eine Untersuchung an nahezu 1000 Schwangeren durchgeführt. Dabei wurde die durchschnittliche Geburtsdauer von Patientinnen mit Akupunkturtherapie einer Kontrollgruppe von Patientinnen ohne Akupunkturtherapie entgegengestellt. Diese Kontrollgruppe bestand selbstredend aus der gleichen Anzahl an Gebärenden und die Geburten fanden ebenfalls im gleichen Erhebungszeitraum in der Mannheimer Klinik statt (vgl. Römer 2008: 130f). Es zeigte sich, dass die mittlere Geburtsdauer nach Akupunkturtherapie 470 Minuten, und die ohne vorherige Akupunkturtherapie 594 Minuten betrug. Somit hatte sich die Geburtsdauer um mehr als 2 Stunden verkürzt (vgl. Römer 2008: 130). Bei näheren Untersuchungen zeigte sich eine signifikante Verkürzung des Gebärmutterhalses (Zervix) und eine Erweichung des Muttermundes (vgl. Römer 2008: 132) vor der Geburt. Somit konnte aus dem Untersuchungsumfang geschlossen werden, dass die Verkürzung der Geburtsdauer auf einer Verkürzung der Eröffnungsperiode beruht. Die Eröffnungsperiode ist die Phase der Geburt, in der der Muttermund durch Wehenkraft und den dadurch zustande kommenden Druck des kindlichen Köpfchens nach unten passiv aufgedehnt wird. Der Geburtsbeginn kann hiermit jedoch nicht beeinflusst werden!
Ok. Soweit so gut. Verkürzung der Geburt. Klingt gut!
Und wie sieht diese Akupunkturtherapie genau aus?
Zunächst einmal soll gesagt werden, dass es sich dabei um ein Schema handelt. Das heißt, jede Schwangere erhält dieselbe Akupunkturtherapie unabhängig von ihrer individuellen Disposition. Aber nur, insofern es keine Kontraindikationen gibt. Dies sind medizinische Gründe, die gegen eine solche Akupunkturtherapie sprechen können, wie beispielsweise ein geplanter Kaiserschnitt (primäre Sectio caesarea), ein tief sitzender Mutterkuchen (Placenta praevia), eine Beckenendlage mit geplantem Kaiserschnitt sowie bekannte Gerinnungsstörungen der Mutter (vgl. Römer 2008: 131).
Ab der 36. Schwangerschaftswoche wird einmal wöchentlich akupunktiert und das Schema umfasst insgesamt 4 Therapiesitzungen, die in etwa 20 Minuten dauern.
Welche Akupunkturpunkte werden denn genadelt und was bewirken sie in chinesischer Sicht?
Das Grundprinzip in der Auswahl der Punkte liegt zunächst einmal darin, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Yin und Yang im Körper herzustellen (mehr über Yin und Yang in meinem Blog hier). In Relation zur Geburtsenergie, Yang, ist die körperliche Funktion des Haltens in der Schwangerschaft Yin. Yin zu stärken bedeutet den Aufbau von Blut, Körpersäften und Substanz zu fördern. Dieses Prinzip ist leicht verständlich, wenn man an die bevorstehende Geburt denkt, die mit einem Substanzverlust natürlicherweise einhergeht. Ein normaler Blutverlust von 200 – 300 ml und das anschließende extrahieren der Muttermilch aus dem wertvollsten des Blutes sind alles Körpersäfte, die einen Yin-Aspekt darstellen und die es anzuregen gilt, um nur wenige Aspekte dieses Prinzips zu nennen. Dies geschieht in den ersten beiden Akupunktursitzungen.
In den letzten beiden Sitzungen kommt ein weiterer ganz spezieller Punkt mit Yang-Aspekt hinzu um den Körper der Schwangeren in eine Aktivität zu führen: die Geburt. Yang steht für Qi, also Kraft, Funktion und (Wärme-)energie. Nun gibt es über Einhundert Akupunkturpunkte mit Yin-Charakter sowie Yang-Charakter. Welcher davon soll es denn sein? Nun ja, bei dem Punkt mit Yin-Aspekt wurde eine sehr elegante Lösung gefunden:
Es handelt sich um einen Punkt auf der Milz-Leitbahn. Er hat sehr viele Eigenschaften. Der 6. Punkt der Milz-Leitbahn (auch MP 6 genannt, Yin) gehört zum Element Erde. Die Erde mit den Organen Milz und Magen stellt den größten Teil unserer Energielieferung dar. Die Hauptaufgabe von Milz und Magen ist es, Nahrung in Substanz und Qi umzuwandeln. Zudem stellt die Erde unsere Körpermitte dar, und wird in der Schwangerschaft hohen Anforderungen ausgesetzt. Schwangere leiden so häufig unter einer „Schwäche der Mitte“, dass dies oft sogar als natürlich eingestuft wird. Dies ist nur ein Bruchteil aller Erd-Aspekte. Eine ausführlichere Beleuchtung des Elements Erde gibt es hier.
Das elegante an diesem Punkt ist, dass weitere zwei Yin-Leitbahnen sich an ihm kreuzen. Drei Fliegen mit einer Klappe quasi. So wird hier auch die Leber-Leitbahn angesprochen. Ihr Leitbahnverlauf verrät schon, dass sie wichtig ist für viele Vorgänge während Schwangerschaft und Geburt, denn sie verläuft um beziehungsweise zu den Genitalien. Außerdem gehört sie zum Element Holz. Wer diesen Blogbeitrag bereits gelesen hat weiß um die wichtige Holzqualität, die körpereigenen Energien geschickt zu bündeln und genau zum passenden Zeitpunkt zielgenau und willensstark zu mobilisieren. Wichtig in Sachen Geburtsbeginn, Wehenkoordination aber auch Mut und Zuversicht. Als Drittes die Nieren-Leitbahn. Die Nieren sind dem Element Wasser zugeordnet (auch hier verweise ich auf einen weiteren Blogbeitrag in der Zukunft) und speichern unsere Essenz. Damit ist in chinesischem Sinne unsere grundlegende Konstitution, Stärke und Vitalität gemeint. Nur durch diese kann Wachstum, Sexualität, Fruchtbarkeit, Geburt und Reifung stattfinden (vgl. Maciocia 2017: 154).
Um nun zum dreifach „yinnigen“ Punkt MP 6 einen Gegenpol herzustellen, kommen zwei sehr wichtige Yang-Punkte hinzu:
Ma 36: Der 36. Punkt auf der Magen-Leitbahn. Der Yang-Partner der Milz im Element Erde. Der Inbegriff von Stabilität, Zentrierung und Ernährung (vgl. Josef Viktor Müller 2004: 82). Sein erster Name lautet „Göttlicher Gleichmut“ und lässt schon die psychisch ausgleichende und harmonisierende Wirkung erahnen. Zweitens nennt man ihn auch „Dritter Weiler am Fuß“. Ein ‚Weiler‘ ist ein alter Begriff für eine kleine Siedlung, in dem sich ein Wanderer nach einer langen Reise ausruhen kann. Er spendet Kraft.
Gb 34: Der 34. Punkt der Gallenblasen-Leitbahn. Er ist der Yang-Partner der Leber und dem Element Holz zugeordnet. Als chinesischer Meisterpunkt für Koordination und Bewegung der Muskeln und Sehnen soll er die physische Muskelkraft der Gebärmutter unterstützen.
Und zum guten Schluss kommt in den letzten beiden Sitzungen noch der 67. Punkt der Blasen-Leitbahn am kleinen Zeh hinzu. In der Literatur findet man ihn teilweise unter dem Namen „Schwierige Geburt“.
„Auf der psychischen Ebene kann dieser Punkt angebracht sein wenn ein Mensch erschöpft ist vom Aufrechterhalten einer Fassade der Stärke und sie durch Blase 67 endlich gehen lassen kann, indem er eine mehr Yin geprägte Haltung des Vertrauens statt der ständigen Kontrolle einnimmt.“ (vgl. Josef Viktor Müller 2004: 173) Besser kann ich nicht zusammenfassen, was den Geburtsbeginn und den Geburtsverlauf positiv beeinflusst und leider immer weniger beobachtet werden kann. Seine sehr dynamische und akute Wirkungsweise auf die Gebärmutter unterstützt den Geburtsvorgang schlussendlich.
Neben weiteren positiven Einflüssen dieser Akupunktur auf Beschwerden wie Sodbrennen, Schlafstörungen, Wassereinlagerungen und Schmerzen kann ich aus jahrelanger eigener Erfahrung ebenfalls hinzufügen, dass es sich sehr positiv auf den Heilungsprozess nach der Geburt auswirkt. Das Energieniveau der Wöchnerin ist höher. Dies zeigt sich in erster Linie dadurch, dass die Muttermilchbildung schneller angeregt wird. Der Säugling kann schneller wieder an Gewicht zunehmen.
Quellennachweise:
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Römer 2008; Akupunktur für Hebammen, Geburtshelfer und Gynäkologen, 4. Auflage, Hippokrates
Maciocia 2017; Grundlagen der Chinesischen Medizin, 3. Auflage, Urban & Fischer
Josef Viktor Müller 2004; Den Geist verwurzeln, Band 1, Die Namen der Akupunkturpunkte als Bindestriche der Psycho-Somatik, 2. Auflage, Verlag Müller & Steinicke München
Meine Selbsterfahrung mit Akupunktur – ODER: Schmerzbehandlung
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Das Wissen und Gefühl über die verschiedenen Wirkungen der einzelnen Akupunkturpunkte und Akupunkturtechniken wird gesteigert, indem ich mich selbst akupunktiere.
Akupunktur ist nicht bloß das Einführen der Nadeln in den Körper. Es ist das „Anlocken“ und „Lenken“ in Fällen eines Qi-Mangels oder das „Zerstreuen“ des Qi’s an einer Stelle, an der es zuviel davon gibt. Ob das Qi an gewünschter Körperstelle mittels Akupunkturnadel ankommt, liegt auch an der Technik des Therapeuten. Aber maßgeblich liegt es an der Rückmeldung der Klientin oder des Klienten. Ich nenne es für gewöhnlich den „Gutschmerz“. Er hat viele Fassetten: Kribbeln, Drücken, Jucken. Manchmal lässt er der Klientin oder dem Klienten ein „Ahhh“ oder „Huuuch…“, ein schnelles Einatmen oder ein Zucken entweichen. Und manchmal ist er ganz sanft, fein, kaum spürbar, scheu. Und diese Fassetten am eigenen Körper zu spüren ist meines Erachtens Teil einer guten Entwicklung als Therapeutin.
So kam es wieder einmal dazu, nachdem ich vor einer Woche während einer Wanderung in den Bergen umknickte und mir den Knöchel verstauchte. Es war bisher das zweite Mal. Beim ersten Mal vor einigen Jahren konnte ich anschießend ohne Probleme die Wanderung beenden. Allerdings hatte ich mir danach ganze drei Tage Hängematte zu gönnen, als mein Knöchel am Abend dick anschwoll und zu schmerzen begann, sodass ich weder laufen noch schmerzfrei rumhängen konnte.
So sollte es nun auch beginnen. Erst als ich nach einer wunderbar schmerzfreien Wanderung das Auto wieder erreichte, brachen Schmerz und Schwellung sich den Weg. „Ibu oder Akupunktur?“ war die Frage, die ich mir stellte. Die Überraschung ist nicht sehr groß, dass ich mich für Akupunktur entschied. Also schnappte ich mir die Nadeln, humpelte zum Sofa und legte los. Glücklicherweise eine Stelle, an die man selbst hervorragend rankommt.
Der Ruheschmerz legte sich nach 30 Minuten. Bis zum Abend war es mir möglich ohne humpeln und schmerzverzerrtem Gesicht zu laufen. Am nächsten Morgen war der Spuk vorbei und mein Knöchel war frei beweglich, schmerzfrei und abgeschwollen. Ich gebe zu, ich war selbst überrascht über die Geschwindigkeit der Besserung.
Somit komme ich aus dem Urlaub mit einer Selbsterfahrung mehr, und dem Appell: „Verschont Euren Körper und Eure Leber vor Schmerzmitteln solange es geht, es gibt Alternativen.“
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6 Dinge, die man über die Berufsbezeichnung „HeilpraktikerIn“ wissen sollte
In meiner Arbeit als Hebamme UND Heilpraktikerin werde ich oft von den Schwangeren und Wöchnerinnen gefragt, ob sie auch zu mir in die Behandlung kommen dürfen, wenn sie nicht gerade ein Kind erwarten oder meine Leistungen als Hebamme nach der Geburt und im ersten Lebensjahr ihres Kindes in Anspruch nehmen. Die Antwort lautet „JA!“. Der Grund: Ich bin nicht nur Hebamme, sondern auch Heilpraktikerin und darf Frauen, Männer und Kinder jeglichen Alters behandeln. Und zwar tue ich das als Heilpraktikerin ausschließlich nach den Künsten der Chinesischen Medizin, meinem Diagnose- und Therapiebereich, in dem ich mich aus- und fortbilde, bzw. ausgebildet habe.
Meiner Erfahrung nach besteht hin und wieder eine Wissenslücke darüber, was der Beruf bzw. die Berufsbezeichnung ‚HeilpraktikerIn‘ eigentlich bedeutet. Daher hier nun einige allgemeine Informationen dazu, die etwas Licht ins Dunkel bringen können:
- Um sich HeilpraktikerIn nennen zu dürfen, bedarf es einer amtsärztlichen Überprüfung, welche in einem zuständigen Gesundheitsamt stattfindet. Die Prüfung umfasst einen schriftlichen und einen mündlichen Teil
- Der Inhalt der Prüfung umfasst ausschließlich die westliche Medizin bzw. Schulmedizin.
- Das Bestehen der Prüfung setzt fundiertes Fachwissen und eine persönliche Eignung voraus.
-
- Berufs- und Gesetzeskunde,
- Grenzen und Gefahren diagnostischer und therapeutischer Methoden,
- Grundkenntnisse in Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie,
- Kenntnisse der allgemeinen Krankheitslehre,
- Erkennung und Erstversorgung akuter Notfälle und lebensbedrohlicher Zustände,
- Methoden der körperlichen Untersuchung,
- Hygiene,
- Injektions- und Punktionstechniken,
- Blutabnahme,
- Bedeutung der Laborwerte sind Hauptbestandteil der Prüfung.
- Allgemein wird berichtet, dass die Durchfallquoten bei mindestens 50 Prozent und weit höher liegen. Einige Fachverbände berichten sogar, dass sogar nur 20 bis 30 Prozent aller Prüflinge bestehen.
- Um die Berufsbezeichnung „HeilpraktikerIn“ tragen zu dürfen, bedarf es demnach keinerlei Wissen und Erfahrung bezüglich alternativer Heilverfahren jeglicher Art. Dieses Wissen wird vor, während oder auch erst nach der bestandenen Prüfung erlangt.
- Die Begriffe ‚Osteopathie‘, ‚Homöopathie‘, ‚Akupunktur‘ etc. sind momentan noch keine geschützten Begriffe und setzen keine genau beschriebene Kenntnislage voraus um solche Qualifikationen angeben zu dürfen. In welchem Umfang eine Fort- oder Ausbildung im angegebenen Bereich stattgefunden hat, muss die Klientin/der Klient im Zweifel selbst in Erfahrung bringen.
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Back to the roots: Yin und Yang
„Echt jetzt? Och nö! Ein Artikel über Yin und Yang!“
Das kennt doch jeder: Zu Hippie-Zeiten hatten alle dieses Zeichen um den Hals hängen, in der Pubertät nähten wir es auf unsere Schultasche um besonders tiefgründig und wissend rüberzukommen und sogar heutzutage begegnet es uns noch auf irgendwelchen esoterischen Visitenkarten oder Flyern von Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern, Yoga- oder Thai-Massage-Studios. Ich darf das sagen. Ich bin selbst Heilpraktikerin. Und Hebamme.
Ich spezialisiere mich mittlerweile seit sechs Jahren in Chinesischer Medizin und wende als therapeutisches Medium bei den Frauen, die ich in Schwangerschaft und Wochenbett betreue und Klientinnen und Klienten, die ich als Heilpraktikerin behandle, hauptsächlich Klassische Akupunktur an. Ich gebe zu, auch ich war lange sehr motiviert darin das Yin-Yang-Symbol in mein Praxislogo zu integrieren und den Stempel der Esoterik auf mich zu nehmen. Aber das war es mir dann doch wiederum nicht wert. Ich bin ein Mensch, der die Logik und die Wissenschaft liebt. Chinesische Medizin beruht auf jahrhundertelangen Erfahrungen und Beobachtungen von Mensch und Natur, fernab von jeglicher Esoterik, und folgt zum Teil exakt erlernbaren Regeln. Ich bin nicht esoterisch. Das ausgeglichene Spiel zwischen Yin und Yang, es ist in der Chinesischen Medizin, nein im chinesischen Weltbild, der Inbegriff von Gesundheit. Seit ich selbst immer tiefer einsteige in dieses Weltbild, entdecke ich es überall. Und am interessantesten zeigt es sich im Menschen selbst.
„So. Ok. Ich denke ich habe jetzt verstanden, dass es sich beim Yin-Yang-Symbol nicht nur um ein Schmuckstück handelt sondern es die absolute Basis einer Weltauffassung ist. Und jetzt?“
Ich werde es mit Leben füllen. Yang. Yang ist der Morgen. Yang ist die Aktivität, das Aufrichten, die Sonne. Es ist das Feuer, es ist trocken. Yang lässt uns voranschreiten, die Dinge in Angriff nehmen, Visionen haben, in die Zukunft schauen. Yang lässt uns schreien, hupen, fluchen. Und lachen. Es ist das Licht, die Wärme, der Himmel, das Oben. Yang ist unsere Energie, das immaterielle.
Aber ohne das Yin kann es kein Yang geben. Yin ist der Abend, die Ruhe, das Hinlegen und Niedersinken, der Mond. Yin bremst, entschleunigt, lässt uns nach Innen schauen. Schlafen. Yin ist langsam, hemmt. Yin lässt uns Pause machen, uns zudecken. Yin ist die Trauer, die Angst, die Tränen. Yin ist die Dunkelheit, die Kühle, die Erde, das Unten. Yin ist die Struktur, die Substanz, es ist unser Körper, das materielle. Yin ist das Wasser, es ist nass.
Aber nichts und niemand ist gänzlich Yin oder gänzlich Yang. Jeder Aspekt hat immer beide Anteile in sich. So ist der Mann Yang, neben der Frau, Yin. Der Mann ist aber Yin, neben seinem Kind, Yang. Der Schlaf ist Yin in Relation zur der Aktivität Yang. Aber er ist Yang, in Relation zum Tod, Yin.
Ebenso enthält Yang den Keim von Yin, und umgekehrt. Dies zeigt der kleine weiße beziehungsweise schwarze Punkt. Der sexuelle Akt ist sehr „yangig“ und lässt das Leben in seiner reinsten Yin-Form entstehen. Einen Embryo. Still, passiv, ausharrend, nass, tief, materiell.
Die Geburt ist ebenfalls ein wunderbares Schauspiel von Yin und Yang: Es ist Nacht. Ruhe. Entspannung und Schlaf. Die hochschwangere Frau im vollsten Yin-Zustand befindet sich in der Yin-reichsten Phase des Tageszyklus. Das Yin in der Frau erreicht sein Maximum und bildet die Grundlage für den Beginn einer Yang-Explosion, insofern der Keim schon da ist, die Geburtsbereitschaft. Der Wehenbeginn. Kontraktionen, Aktivität, Bewegung, Lautstärke, Schweiß, alles nimmt zu. Das Yang nimmt zu. Aber alles unterbrochen durch einen kurzen Zustand des Yin. Einer Pause. Denn ohne Wehenpause und Entspannung, keine neue Anspannung. Und schließlich auf den „yangigsten“ Moment der Geburt, der letzten Wehe, der letzten Anspannung, der letzten Kraftexplosion, folgt wieder Yin. Ein kleiner winziger Mensch, hilflos, nass, nackt, auf dem Bauch der Mutter. Sie ist ruhig, in sich zurückkehrend, still, vielleicht weinend. Yin und Yang. Sie sind untrennbar und doch gegensätzlich. Und sie sind voneinander abhängig. Es gibt keinen Morgen ohne einen Abend. Es gibt keine Vision, keinen Neuanfang, wenn nicht etwas anderes dafür losgelassen werden konnte.
Gesundheit sei die Balance zwischen Yin und Yang. Wirklich? Tatsächliche Balance bedeutet Stillstand. Wir müssen also in die Dysbalance geraten um voranschreiten zu können, das ist das Leben und das ist die Normalität. Allerdings sollte diese Dysbalance, ob zugunsten von Yin oder Yang, nur kurzweilig bleiben, denn Yin und Yang verbrauchen sich auch gegenseitig und das System Mensch kann scheinbar plötzlich in eine krankhafte Schieflage geraten. Beispielsweise führt übermäßiges Arbeiten, Yang, ohne Ruhepausen zu einem extremen Mangel an Körperenergien, Yin. Wer schonmal ein Burnout-Syndrom erlitten hat weiß worüber ich spreche. Übermäßiges Radfahren oder Jogging, Yang, bewirkt einen sehr langsamen Puls und ein (zu) großes Herz, Yin. Übermäßige Emotionen oder übermäßiges Denken, Yang, erschöpfen die Körperenergien, Yin. Übermäßige sexuelle Aktivität, Yang, zehrt körperlich aus, Yin. Wer von uns schon ein Kind oder Kinder geboren hat und/oder sie gestillt hat weiß, dass ein Verlust an Blut und Substanz durch Geburt und Stillen, vielleicht auch in Kombination mit schlaflosen Nächten, eine Yin-Schwäche mit sich bringt. Die unmittelbaren Folgen können eine Überreaktion des Yang sein, wie Gereiztheit oder unproduktiver Aktivismus. Müdigkeit, Schwere, Antriebslosigkeit oder gar depressive Zustände können die Folge einer Yin- und Yang-Schwäche sein.
Natürlich liegt es maßgeblich an unserer Lebensführung, diesen Ausgleich selbst mehr oder weniger herbeizuführen und zu beeinflussen. Wir können uns die Frage stellen, ob eine Änderung in der Ernährung (Details dazu wären ein nächstes großes Thema), in der sportlichen Betätigung, in der Arbeit, oder im Gefühlsleben eine bessere Stabilität herbeiführen könnte. Als Mutter zweier kleiner Kinder weiß ich allerdings selbst nur zu gut, dass es im Leben auch manchmal Umstände gibt, die nicht einfach verändert werden können, sondern die einfach so sind wie sie sind.
Aber: Das Thema wäre nicht das Thema, wenn es dazu nicht auch eine gute Nachricht gäbe. Vor, während oder nach schwierigen und zehrenden Phasen im Leben kann sowohl das Yin als auch das Yang gestärkt werden (einen kleinen Umriss dazu hier). Manchmal erfordert es ein Umdenken oder sogar eine Bruchlandung, bevor eine Veränderung wirklich herbeigeführt wird. Das Yin und Yang leben darf und muss jeder selbst, und beim Hervorkitzeln und Kultivieren gibt es Therapien.
… Häufig fahre ich auf dem Weg zu Hausbesuchen mit dem Fahrrad an einem Thai-Massage-Studio vorbei. Vorne am Schaufenster hängt ein großes Bild, darauf das Yin-Yang-Symbol. Dann halte ich kurz inne, trete weniger fest in die Pedale und gleichzeitig ein Stück zurück aus der Yang-lastigen Welt des Alltags und lasse mein Yin kurz aufflackern, bevor es wieder weiter geht.
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